14.10.2018

Spiel Nummer zehn, aktuelle Punktezahl der Deininger Ersten vor dieser Begegnung beim SC Rot-Weiß Bad Tölz ebenfalls: zehn. Dementsprechend waren die Voraussetzungen für die von Chefcoach Dragan Kovacevic betreute Elf vom Moosbach klar. Obwohl gottseidank zu diesem Stand der Saison die unmittelbare Konkurrenz im Abstiegskampf kaum diese Bezeichnung verdient hat und mit einiger Distanz dem „Nicht-Abstiegs-Feld“ hinterherhechelt, braucht der SC Deining dringend Punkte, um sich in ruhigere Fahrwasser manövrieren zu können.

Die ob der Tabellensituation favorisierten Gastgeber aus der Kurstadt hatten diesem Vorhaben jedoch Einiges entgegenzusetzen und ließen in der Anfangsphase keinen Zweifel daran aufkommen, wer hier Chef im Ring sei. Eine druckvolle Viertelstunde der Tölzer gipfelte folgerichtig und verdient im (aufgrund des Zustandekommens vermeidbaren) Führungstreffer in der 20. Spielminute. Der bis dato sehr lasche und schläfrige Eindruck der Deininger besserte sich daraufhin deutlich und es entwickelte sich ein munteres Hin und Her.

In der 42. Minute war es dann soweit: ein Hauch von Weltfußball weht durch das sonnengetränkte Rund an der Isar. Eine Flanke von der rechten Seite – die seit jeher legendäre und mythenumwobene Nummer Zehn steigt hoch. Alle Augen richten sich auf den Kapitän, der urplötzlich nicht mehr das rote Raiffeisentrikot sondern das der Albiceleste trägt. Wir befinden uns jetzt vor 114.580 Zuschauern im Aztekenstadion in Mexiko. Es ist der 22. Juni 1986. Viertelfinale gegen die „Three Lions“. Diego Armando Maradona berührt den Ball – und: GOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOL!!!!!

Doch im Gegensatz zu 1986 hieß der Schiedsrichter in Bad Tölz nicht Ali Bin Nasser sondern Ömer Osmanoglu, und genau der entschied statt auf Tor durch die „Hand Gottes“ auf Freistoß und gelbe Karte für Markus Demmel. Absolut korrekt, aber trotzdem irgendwie schade…

Doch nicht genug der Ärgerlichkeiten: In der Nachspielzeit der ersten Hälfte leistete sich die Hintermannschaft der Gäste einen kollektiven Aussetzer bei der Verteidigung eines Eckballes und der sträflich verwaiste Angreifer der Tölzer markierte die 2:0-Halbzeitführung. Herbstblues bei 23 Grad Celsius und ein Spielberichtschreiber, der zum Umziehen für die Reserve in die Kabine muss. (Handlungslücken und Schwächen im dramaturgischen Aufbau seien an dieser Stelle verziehen – ich hab‘ ab diesem Zeitpunkt kaum mehr etwas vom Spiel gesehen.)

Mit einem Wechsel in Person von Robert Sobotta und mit merklich höherer Motivation ging es jedenfalls in den zweiten Spielabschnitt, in der die Deininger der verletzungsbedingten Auswechslung von Aleksandar Brakus trotzten und in der 68. Minute durch den, heute als Mittelstürmer agierenden, Fabian Wegstroth zum Anschluss kamen. Ging hier etwa doch noch etwas? Noch waren gut 20 Minuten zu spielen. Und es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn nicht erneut die ominöse Zahl Zehn an diesem Tag eine Rolle spielen sollte: zehn Spieltage, zehn Punkte, Maradona, und nun das: gelb-rote Karte für Außenverteidiger Sebastian Repert. Wegen Reklamierens. Zehn Mann also. Na wunderbar!

Doch endlich war es soweit: Die Zehn jubelt! Doch dieses Mal trägt sie weder Blau-Weiß oder Rot-Schwarz, noch heißt sie Maradona oder Demmel. Sie heißt Marinus Estner, und trifft in der 78. Spielminutezum 3:1. Damit war die Messe gelesen, wobei zu allem Überfluss auch noch jener Markus Demmel mit gelb-rot vom Platz geschickt wurde und die Kurstädter den Endstand auf 4:1 schraubten.

Alles in Allem ein gebrauchter Sonntag für den SC Deining, der sich heute selbst, aufgrund einer zu laschen Anfangsphase und individueller Undiszipliniertheiten insbesondere in der Schlussphase, um zumindest einen Punkt gebracht hat. Einziger Trostpunkt dürfte sein, dass es an diesem Wahl-Sonntag definitiv deftigere rot-schwarze Niederlagen gab.

FG

 
   
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